9. – 19. September 2019
Nach unserem Ritt nach Mariazell im Vorjahr, planten wir für unseren diesjährigen langen Wanderritt noch mehr Berge ein. Wir wollten durch den Nationalpark Kalkalpen reiten und auch die wunderschöne Umgebung kennenlernen.
Wir waren zu dritt: Sabine mit ihrem Traber Tillbury, Birgit mit ihrem altbewährten Warmblut Bruno und ich mit meiner Quarterstute Katie. Natürlich war auch mein Bordercollie Charly mit von der Partie.
Da der Wetterbericht zu Beginn sehr schlechtes Wetter vorhergesagt hatte, änderten wir kurzfristig unseren Plan, schon am Nachmittag des Anfahrtstages zu reiten und fuhren mit den Pferdehängern direkt zu unserem ersten Quartier, dem Pferdehof Saukogel in Vorderstoder. Wir wohnten in einer großen, gemütlichen Ferienwohnung, wurden super verpflegt, und unsere Pferde waren auf weitläufigen Wiesenkoppeln untergebracht. Und das alles vor dem tollen Panorama des Toten Gebirges.
Nach dem Regen bei der Anfahrt, schlug Gott sei Dank das Wetter um, und wir hatten für unseren Ritt fast durchwegs traumhaftes Herbstwetter.
Unsere Gastgeber – Katrin und Tochter Simone – zeigten uns an den ersten beiden Tagen ihre wunderschöne Heimat. Der erste Tag führte uns vorbei an fast unwirklich grünen Wiesen und Weiden zur Steyrsbergerreith. Reith ist hier sozusagen die kleine (tiefergelegene) „Schwester“ der Alm, also eigentlich wie eine sehr gemütliche, stimmungsvolle Almhütte. Wir machten hier Rast. Die Pferde bei den Kühen am Zaun angebunden. Dann gings den Berg wieder hinunter, zurück zum Quartier.
Am nächsten Tag ritten wir nach Windischgarsten. Wir machten einen Abstecher zum Gleinkersee, der sich mitten in einem Naturschutzgebiet zwischen steilen Bergen befindet – ein Naturhighlight! Dann ging es weiter rund um Windischgarsten, durch das verträumte Veichltal mit unzähligen Weiden und hinauf auf den Wurbauerkogel zum Reiterhof Schober. Hier waren unsere Pferde auf Wiesenkoppeln untergebracht. Wir Reiter übernachteten wieder auf dem Saukogel.
In der Früh fuhren wir wieder zu unseren Pferden und nun ging es mit den Satteltaschen in den Nationalpark. Über das Haslersgatter ritten wir in Richtung Steyrsteg. Hier führten wir unsere Pferde, da der Weg schmal war. Er verlief eine wunderschöne Schlucht entlang. Links steil hinunter und rechts steil hinauf, für Mensch und Pferd kein Problem. „Pure Natur“! Dann weiter hinauf zwischen vielen neugierigen Kühen durch zur Schaumbergalm. Hier wollten wir kurz Pause machen und etwas trinken. Wir suchten
einen geeigneten Platz, um unsere Pferde anzubinden. Da kam schon die Almwirtin und meinte: „Hier könnts nicht bleiben! Wir sind kein Pferdebetrieb! Reitet weiter!“ Man muss dazu sagen, es war eine Menge Platz – Alm und so – ein einzelner Gast saß verloren zwischen zahlreichen Tischen, … Und weiter: „Auf dem Wanderweg könnts nicht reiten, da müssts zurück auf den Reitweg! Die kommen oben eh zsamm!“ Da sind Reiter offenbar sehr willkommen! Also wieder zurück zum richtigen Reitweg und weiter Richtung Trämpl. Zwei Reiter, denen wir unterwegs begegnet waren, hatten uns schon vorgewarnt. Aber es war schlimmer, als befürchtet! Der Anstieg war nicht so arg, aber auf der anderen Seite hinunter in Richtung Ebenforstalm!!! Da es in der Nacht ziemlich geregnet hatte, war der Weg ein einziger Sumpf. Leider an einem Berghang und ein vormals offenbar sehr schmaler Weg führte
da entlang. Ich war mit Katie vorn und wir kletterten mit Schwung über diesen „Weg“. Katie brav hinter mir nach. Dann war noch ein ziemlich dicker Baumstamm quer über den Weg, den wir mit großer Mühe umrundeten. Es war ziemlich gefährlich! Dann endlich eine Stelle, wo wir auf die anderen warten konnten, ohne gleich abzurutschen. Aber wir warteten vergeblich. Gottseidank hatten wir Handyempfang (ist im NP nicht selbstverständlich). Sabine und Birgit meinten, sie kommen nicht durch, sie hätten Angst abzurutschen. Sie würden lieber die Forststraße nehmen und damit ca. 20 km Umweg. Ich wollte dieses Stück aber nicht zurück auch noch machen, und ging weiter. Auf der Ebenforstalm muss man gut achtgeben. Da gibts richtige Sumpfwiesen. Da hieß es gut auf den Weg aufpassen. Wir kamen gut an, und machten es uns gemütlich, bis Sabine und Birgit bei Einbruch der Finsternis ankamen. Hier waren wir gern gesehene Gäste und wurden herzlich bewirtet und gut untergebracht. Offenbar ein „Pferdebetrieb“.
Am nächsten Tag waren wir im Reichraminger Hintergebirge, im Herzen des NP unterwegs. Wunderschön! Teilweise urwaldähnlich, mit umgefallenen Bäumen – nur der Weg war freigeschnitten – teilweise mit ganz dicht bewachsenen Stücken, und natürlich immer bergauf/bergab! Wir kamen an der großen Klause vorbei, wo früher das Holz gesammelt wurde. Und dann mussten wir durch unzählige Tunnels reiten. Hier verlief früher die Trasse der Waldbahn. Da auch viele Radfahrer diesen Weg befahren, mussten wir Stirnlampen verwenden, um gesehen zu werden. Es war spannend, dass hinter jedem Tunnel die Landschaft einen anderen Eindruck machte. Hier findet man auch den bekannten Schleierfall. Wir ritten weiter in Richtung Unterlaussa wo wir beim Krennbauer übernachteten. Hier wurden wir wieder ganz besonders nett bewirtet.
Am folgenden Tag wollten wir in Richtung der imposanten Haller Mauern reiten. Wir
hatten gehört, dass immer wieder Reiter von Süden kommend, die Berge überqueren. Vielleicht über das Admonter Haus? Unsere Gastgeberin telefonierte mit dem Jagdleiter und dem Förster und wir machten uns auf den Weg. Es war leicht bewölkt, und man hatte trotzdem immer wieder Blick auf die Berge. Aber nach etlichen Kilometern war die Forststraße zu Ende und der Steig begann. Ich wollte es mit meinem Pferd trotzdem versuchen, und Katie kletterte, wie eine Bergziege immer weiter hinauf. Aber es wurde immer gefährlicher, so drehten wir wieder um und gemeinsam ritten wir weiter. Wir waren in der Zwischenzeit schon sehr geübt im Stacheldrahttoröffnen, aber manche sind für Reiter nicht passierbar. Und manche Weideroste kann man mit einem Pferd nicht überqueren. Da muss man Alternativen suchen. Und manchmal sind Pferd und Reiter einfach nicht willkommen! Entgegen den Werbesprüchen! Auf der Laussabauernalm wurden wir auch hinauskomplimentiert. Wir sollten doch den Wanderweg weiterreiten! Auf die Nachfrage, ob wir da auch reiten könnten, kam die Antwort: „Wenns mit dem Kinderwagel fahrn können, werdets ihr wohl auch reiten können!“
Zickerreith – unser nächstes Quartier war wieder supernett! Eine richtige Almschlafstelle, 6 Personen im 8-Bettzimmer. Aber wir haben alle gut geschlafen!
Nun ging es an der Egglalm vorbei, die Garstentaler Höhenrunde entlang durch dichten Wald hinauf auf den Schwarzkogel. Immer wieder beeindruckende Ausblicke auf die Haller Mauern und dann schon wieder auf das Tote Gebirge! Wunderschön!!! Mittagsrast auf der Pramfelder Reith. Der Weg, den uns die Einheimischen empfahlen, erwies sich leider auch nicht als durchgehend reitbar. Einmal landeten wir auf einer Weide – Stacheldrahttor am Eingang, aber kein Ausgang – mit zwei Kühen, die ganz wild auf Charly losgingen. Aber er war schneller! Und schnell wieder draußen! Also retour und weiter auf dem Weg. Dann eine kaputte Brücke, die man nicht umgehen konnte. Also mussten wir ein goßes Stück weiter und dann auf die Hengstpassstraße ausweichen und weiter in Richtung Quartier.
Endlich angekommen, freuten wir uns schon auf eine tolle Unterkunft, Berggasthaus Zottensberg. Tolle Aussicht, tolles Quartier. Aber leider war gerade ein Reisebus angekommen, und wir wurden vertröstet. Und dann offenbar vergessen, obwohl wir angemeldet waren und tags zuvor sogar angerufen hatten. Nach fast einer dreiviertel Stunde wurde uns für unsere drei Pferde ein Stall, groß und hoch genug für zwei Ponies, gezeigt. Die zugesagte Wiese mit Heu war nicht möglich, denn da würden die beiden hauseigenen Shetlandponies ausbrechen. Den danach doch noch angebotenen Tausch – Ponies in den Stall und unsere Pferde auf die Ponyweide – wollten wir dann nicht annehmen. Das „Loch“, wie die Ponyweide genannt wurde(Nomen est omen) war nicht ganz das, was wir uns für unsere Pferde als Nachtquartier wünschten.
So beschlossen wir kurzerhand zurück nach Windischgarsten auf den Wurbauerkogel zu Claudia zu reiten. Zwei kurze Anrufe genügten und das Quartier für Pferd und Mensch war gesichert. Es war schon dunkel, als wir ankamen, aber so waren die Pferde wieder gut untergebracht!
Jetzt waren wir einen Tag zu früh zurückgekommen, also machten wir einen gemütlichen Ritt zur Hanslalm, setzten uns bei wunderbarer Aussicht in die Sonne und genossen den traumhaften Tag.
Am nächsten Tag ging es wieder plangemäß zurück auf den Saukogel in Vorderstoder.
Der Ritt zum malerischen Windhagersee, einem kleinen Bergsee am Fuße des Toten Gebirges, und dann der Ausflug an den Schiederweiher in Hinterstoder waren wunderbarer Abschluß eines ganz tollen Wanderrittes. Danke schön an alle!
(9 Tage, 213 km, ca. 11.200 Höhenmeter)
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